Martin Luthers Kampf mit Gott

von Franz Kronbeck

Das Allermeiste von dem, was wir meinen, von Martin Luther zu wissen, ist Klischee. Historiker haben begründete Zweifel, ob es den Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 überhaupt gegeben hat. Andere wiederum sagen, das berühmte Blitzerlebnis, das Luther angeblich dazu bewogen hat, ins Kloster einzutreten, sei nichts als ein Mythos. Auch die berühmten Worte: „Hier stehe ich und kann nicht anders!“ seien in Wahrheit nie gefallen, und daß Luther etwas zur Beendigung der Hexenverfolgung im Mittelalter beigetragen hätte, sei auch nicht wahr. Und wenn heute Martin Luther gar zu einem Protagonisten der Neuzeit, der Demokratie und der Menschenrechte erklärt werden soll, dann ist das mit den historischen Tatsachen schlichtweg nicht vereinbar. Luther war und dachte ganz anders, als es den heutigen Politikern und Theologen, den protestantischen, aber auch den katholischen, in den Kram paßt. Was bleibt also von Luther übrig? Über 20 Jahre lang hat sich der Philosoph Franz Kronbeck intensiv mit der Person und der Lehre Martin Luthers befaßt. Er hat nun die Quintessenz der neuen Theologie Martin Luthers und ihre Auswirkungen auf die Theologie und die Kultur des Abendlandes auf gut hundert Seiten schlüssig und nachvollziehbar dargestellt. Gestützt auf Originalzitate, aber auch auf die Forschungsergebnisse der älteren wie der neuen Quellen, wird darin unser gängiges Lutherbild geradezu pulverisiert. Was das vorliegende Werk so wertvoll macht, ist die gelungene Darstellung des inneren Zusammenhangs der Lehre Martin Luthers mit den Abgründen seiner Person und seines Schicksals. Im Kontrast dazu wird die wahre, traditionell-christliche Lehre aufgezeigt – eine Lehre, deren tiefe Weisheit und Schönheit heute leider nur mehr die Wenigsten kennen, ohne die man aber „in Sachen Luther“ nicht überzeugend argumentieren kann.